Bildraum und Flächentotalität

Durch das Weglassen dreidimensionaler Elemente, ergibt sich für den Malenden die Möglichkeit, das zweidimensional-Flächige des Bildträgers deutlich zu erleben und ins Bewusstsein zu nehmen. Im unbearbeitetem Zustand ist die Grundfläche zwar flach aber in ihrer „Weisse“ gleichzeitig offen für Gestaltungsimpulse. Dies führt den Blick nach innen: woher sonst sollen die Gestaltungsimpulse kommen?

Wie kann innerlich Erlebtes in äussere Anschauung übergehen?

Eine Möglichkeit bietet die transparente Farbe, weil sie, obwohl flächig aufgetragen, trotzdem Tiefe erlebbar macht: die Erlebnistiefe wird zur Bildtiefe. Bei der dicht oder dunkel (nicht pastos) aufgetragenen transparenten Farbe entsteht für die Empfindung gar Tiefe und Nähe gleichzeitig, was einer zwischen nah und fern ausgespannten
„Räumlichkeit“ gleichkommt.

In der Farbwelt kann man sich, was dieses Verhältnis betrifft, durch das Gegensatzpaar Rot-Blau inspirieren lassen: kräftiges, flächig aufgetragenes Rot zeigt sich dem Betrachter als nah - flächig, wässrig-hell gemaltes Blau als fern. Dazwischen situieren sich die anderen Farben.

Gleichzeitig erlebt, lässt das Farbpaar einen Bildraum ahnen, der lebendig zwischen nah und fern hin und her schwingt. Die Bildfläche in ihrer Ganzheit wird dabei zum beweglichen Medium, in dem die einzelnen Flächen durch ihre unterschiedlichen Farbtöne und Hell-Dunkelwerte auf verschiedenen Ebenen eingebettet sind: einen Bildraum mit Vorder-, Mittel- und Hintergründe. In ihr haben sowohl Flächen, die stürmisch nach vorne drängen wie solche, die zaghaft nach hinten weichen, Platz.

Die Flächentotalität wird erreicht indem man Flächen aus dem Flächengrund unterschiedlich stark hervortreten lässt, andere unterschiedlich tief in sie einbettet und die Übergänge/Zwischenräume so gestaltet, dass ein über mehrere Ebenen ausgespannter Bildraum entsteht.

Dieser Kurs ist für Anfänger*innen und Fortgeschrittene geeignet.